07 Mar
07Mar

Didi Hamann, der Mann, der einst das Mittelfeld dirigierte als wäre es das Orchester der Wiener Philharmoniker, sitzt jetzt auf der Experten-Couch wie ein alter Kapitän, der lieber am Hafen schnackt, statt wieder in See zu stechen. Vielleicht liegt’s daran, dass er nach seiner aktiven Karriere kurz als Trainer in die ungewisse Flut des Fußballgeschäfts eingetaucht ist und schnell merkte, dass das Wasser viel kälter und rauer ist, als es von der warmen Studiocouch aussieht. Seine Trainerausflüge waren wie Blind Dates – viel Hoffnung, wenig Ertrag. Nun könnte man meinen, Didi macht das Expertending, weil ihm der Fußball einfach nicht loslässt, oder vielleicht, weil's bequemer ist, bei "Sky" seine Weisheiten zu verteilen, als im strömenden Regen auf dem Trainingsplatz zu stehen. Aber mal ehrlich, könnte es auch ein bisschen verletzte Eitelkeit sein? Der große Hamann, der keine Mannschaft mehr an der Leine führt, sondern nur noch die Fernbedienung? Mehr zu Didi unten im Blog "Hamann vs. Tuchel"

Und dann haben wir Lothar Matthäus, den Fußballglobetrotter, dessen Trainerkarriere mehr Stationen hatte als ein Interrail-Ticket. Lothar, der bei seinen Exkursionen als Trainer selten länger verweilte als ein Tourist, der feststellt, dass das Hotel keinen Pool hat. Warum kehrt er nicht zurück ins Trainergeschäft? Vielleicht, weil die Vereine bei der Erwähnung seines Namens nervöser werden als ein Tintenfisch auf dem Trockenen. Oder weil er, der einst auf dem Feld eine lebende Legende war, nun feststellen muss, dass Legendenstatus und Trainererfolg zwei paar Schuhe sind – und letzteres ihm irgendwie nicht so recht passen will. Bei "Sky" kann Lothar ungestört sein Ding machen, seine Analysen sind wie seine Pässe auf dem Feld: mal genial, mal... naja, sagen wir, optimierungsfähig. Könnte es sein, dass er sich im Rampenlicht als Experte wohler fühlt, weil es keine Niederlagen gibt, nur "kontroverse Meinungen"? Sind sie also bei "Sky" gelandet, weil sie keiner mehr auf dem Trainerstuhl haben wollte? Oder weil es einfach bequemer ist, die Welt des Fußballs von der sicheren Seite des Mikrofons zu betrachten, wo das Gras immer grüner ist, weil man es nicht selbst mähen muss? Vielleicht ein bisschen von beidem. Verletzte Eitelkeit spielt sicherlich auch eine Rolle. Es ist leichter, der kluge Onkel vom Dienst zu sein, als der Onkel, der im Regen steht und versucht, ein leckgeschlagenes Schiff zu steuern. 

In dieser glitzernden Welt des Fußballbusiness, wo gestern noch Helden und heute schon Buhmänner sind, haben Didi und Lothar vielleicht einfach ihren Platz gefunden: als die ewigen Kommentatoren, die aus ihrer Vergangenheit schöpfen, um uns zwischen zwei Bieren und dem Halbzeitpfiff zu unterhalten oder zu verwirren. Aber egal, wie scharf manche ihrer Kommentare sein mögen, sie erinnern uns daran, dass Fußball mehr ist als nur ein Spiel. Es ist eine Bühne für Charaktere jeder Art – und unsere beiden Helden spielen ihre Rollen mit der Hingabe eines Schauspielers, der weiß, dass seine beste Zeit vielleicht vorbei ist, aber die Show muss weitergehen. So oder so, sie sorgen für Unterhaltung – und ist das nicht auch eine Kunst?

Foto: Sky 

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