Fußball – einst das Spiel der einfachen Leute, der Arbeiterklasse, derjenigen, die den Ball nach Feierabend durchs Viertel kickten. Doch das war einmal. Heute wird Fußball in den Vorstandsetagen großer Konzerne geplant, kalkuliert und ausgeschlachtet, bis auch der letzte Cent aus dem Leder gepresst ist. FIFA und UEFA haben längst das Spielfeld verlassen und spielen nun das große Geldspiel – „Monopoly: The Football Edition“. Und sie spielen, wie immer, nicht fair.
Früher, als der Fußball noch „Fußball“ hieß und nicht „Event-Spektakel mit 90-minütigem Werbeunterbrechung“, qualifizierte sich der Meister eines Landes tatsächlich für den Europapokal der Landesmeister. Ein einfaches, aber schönes Konzept: Du bist der Beste in deinem Land? Dann darfst du gegen die Besten anderer Länder antreten. Heute ist das Konzept mehr „Du bist Dritter, Vierter oder Fünfter in deinem Land? Auch okay, hier sind ein paar Milliarden und bitte komm in die "Champignons-League“. Und ja, das „Champignons“ steht hier nicht für Pilze, sondern für die Schimmelsporen, die den Wettbewerb befallen haben.
Und dann haben wir da noch Gianni Infantino. Die Hoffnung, dass nach dem Fall Blatter eine Renaissance des Sports einsetzen könnte, erwies sich als Trugschluss. Infantino, der Meister des „Wie mache ich noch mehr Geld aus Fußball“, hat sich dem Wachstum verschrieben – aber nicht dem der Emotionen oder der Freude am Spiel, nein, sondern dem Wachstum von Kontoständen. Sein Wohnsitz in Katar? Natürlich nur reiner Zufall. Ein Mann von seinem Kaliber will doch nur nah am Puls des Weltgeschehens sein, nicht wahr? In Katar riecht es nicht nur nach Wüstensand, sondern nach Geld, und das ist ja bekanntlich der beste Duft für einen FIFA-Präsidenten. Wer denkt da Böses? Sicher nur Verschwörungstheoretiker!
Und jetzt auch noch die "Club-WM"! Weil wir ja nicht schon genug Fußball haben, brauchen wir jetzt auch noch einen Wettbewerb, bei dem sich die besten Teams der Welt die Köpfe einschlagen dürfen. Immer mehr Spiele, immer weniger Pausen – die Spieler könnten sich irgendwann in der Halbzeitpause mit Defibrillatoren wiederbeleben lassen, bevor sie für die nächsten 45 Minuten aufs Feld zurückkehren. Ein Fußballer soll ja schließlich „laufen und nicht stehen bleiben“, wie die weise alte Trainerweisheit sagt – nur dass das „stehen bleiben“ jetzt eben für „Sommerpause“ steht. Pausen? Wer braucht die schon, wenn die Kassen klingeln?
Wo führt das hin? Man könnte meinen, wir sind auf dem besten Weg zu einem 24/7-Fußball-Live-Stream. Und das, meine Freunde, wäre doch die Krönung des Ganzen! Stellen wir uns vor: Eine Fußballliga, die niemals aufhört! Spieler werden von Roboter-Ersatzlebern versorgt, während sie durch 14-zeitzonige Wettbewerbe sprinten. Warum nicht gleich „Das Spiel des Tages“ auf allen Planeten? Mars gegen Saturn, live im Pay-per-View.
Und apropos Pay-per-View: In der spielfreien Zeit, die es bald eh nicht mehr gibt, könnte man ja noch so einiges vermarkten. Wie wäre es mit einem "Kniebandagen-Wettbewerb", gesponsert von einer großen Pharmafirma? Die Spieler könnten ihre Bänder tauschen und dabei herausfinden, welches Modell das beste für ihre geschundenen Gelenke ist. Oder ein "Wadenkrampf-Speedrun": Welcher Fußballstar übersteht die meisten Minuten auf dem Spielfeld ohne eine Magnesiumtablette? Das Publikum wird sich kaputtlachen!
Aber warum hier aufhören? "Fußball-Influencer-Kochshows"! Die Profis zeigen, wie sie ihre Sportlerdiäten aufpeppen – natürlich mit gesponserten Proteinshakes und kohlenhydrathaltigen Energieriegeln. Live-Übertragungen von "Hinter-den-Kulissen-Massagen", um zu sehen, wie die Spieler auf die nächste Fußballüberdosis vorbereitet werden. Die Fans können dabei sogar online tippen, wie viele Verspannungen der Spieler hat! Wer richtig liegt, gewinnt eine signierte Halskrause. Herrlich.
Wir haben vielleicht das Gefühl, dass immer mehr Spiele die eigentliche Schönheit des Sports erdrücken, aber die Verantwortlichen in den gläsernen Bürotürmen der FIFA und UEFA sehen das anders. Solange der Rubel rollt, ist alles gut. Der Fußball ist eben nicht mehr das Spiel der Menschen, sondern das Spiel der Konten.
Und irgendwann wird die große Blase der FIFA und UEFA platzen.
Foto: Complete Sports