Influencer – die wahren Helden unserer Zeit. Früher haben Menschen Berge bestiegen, Erfindungen gemacht oder Nobelpreise gewonnen, um als bedeutend zu gelten. Heute reicht ein gut platzierter Filter und ein Proteinshake aus, um eine riesige Fangemeinde zu begeistern. Willkommen in der Welt der Influencer, wo Likes und Follower mehr wert sind als ein Universitätsabschluss und man mehr Zeit damit verbringt, den perfekten Winkel für ein Selfie zu finden, als ein Buch zu lesen.
„Bildung? Nein danke, ich kann gut posieren!“
Es ist faszinierend, wie sich die Prioritäten verschoben haben. Früher fragte man Kinder: „Was willst du mal werden, wenn du groß bist?“ Die Antworten lauteten dann meist Astronaut, Tierarzt oder Polizist. Heutzutage? „Influencer!“ Und warum auch nicht? Wer braucht schon Bildung, wenn man in der Lage ist, Produkte mit einem schmachtenden Blick in die Kamera zu halten und „Swipe Up für 10 % Rabatt“ in die Kamera haucht? Schließlich haben Leute wie Albert Einstein oder Marie Curie die Welt verändert, aber keiner von ihnen hatte auch nur ansatzweise so viele Follower wie eine Katze mit einem TikTok-Account.
„Produktplatzierung: Die neue Lebensweisheit“
Wirklich bemerkenswert ist, wie Influencer es schaffen, aus jeder Lebenssituation ein Werbesegment zu machen. Frühstück? Klar, da gibt’s erstmal einen perfekt inszenierten Smoothie, selbstverständlich gesponsert von der neuesten Superfood-Marke. Workout? Natürlich mit den neuesten Fitness-Gadgets, die man ohne den Rabattcode des Influencers gar nicht erst kaufen sollte. Und dann wäre da noch der Beauty-Schlaf, den man nicht ohne das beworbene Kopfkissen bekommt, das angeblich besser ist als jede Matratze dieser Welt.
Es scheint fast, als könnten diese Übermenschen ohne Produktplatzierung nicht einmal die Zähne putzen. Aber hey, wer könnte es ihnen verdenken? Warum nur einen Kaffee trinken, wenn man ihn mit einem gesponserten Zahnaufhellungs-Produkt genießen kann?
„Wie werde ich Influencer? Die Antwort: Katzen oder Proteinpulver“
Falls du dich fragst, wie man ein Influencer wird, gibt es zwei sehr erfolgreiche Wege: Entweder du legst dir eine Katze zu, die unbändige Mengen an Unsinn anstellt, oder du entwickelst eine tiefe Liebe für Proteinpulver. Die Erfolgsformel ist einfach: Veröffentliche stündlich niedliche Videos deines Vierbeiners und schau zu, wie die Follower-Zahlen explodieren. Oder mach einfach jeden Tag Selfies im Fitnessstudio mit der Caption „Rise and Grind“ und lass dich von Firmen mit kostenlosen Produkten überschütten.
Natürlich gibt es auch die Influencer, die sich auf Motivationssprüche spezialisieren. „Du kannst alles erreichen, wenn du nur willst“, verkünden sie, während sie auf ihrer Bali-Villa in den Sonnenuntergang blicken. Ein echtes Vorbild für all jene, die im 9-to-5-Job sitzen und ihre dritte Überstunde des Tages machen. Aber keine Sorge, sobald man das richtige Proteinpulver trinkt und die perfekte Morgenroutine gefunden hat, wird auch der Normalsterbliche sicher bald seinen Lambo fahren.
„Einflussreicher als Politiker? Aber klar doch!“
Wer braucht Politiker, wenn Influencer die Meinungsführer unserer Zeit sind? Sie müssen keine Gesetze verabschieden oder komplexe Diskussionen führen – ein einfaches „Like, wenn du auch für den Weltfrieden bist!“ reicht völlig aus, um Massen zu mobilisieren. In der Welt der Influencer gibt es keine grauen Schattierungen, sondern nur strahlend weiße Zähne und perfekt retuschierte Selfies. Sie wissen genau, wie sie die Welt retten: Mit Hashtags und Rabattcodes.
Stell dir vor, Greta Thunberg hätte ihren Klimaprotest als Instagram-Live gestartet und zwischendurch Werbung für nachhaltige Trinkflaschen gemacht – sie hätte sicher das Dreifache an Aufmerksamkeit bekommen! Immerhin sind in der Welt des Social Media die Grenzen zwischen Aktivismus und Marketing ohnehin längst fließend.
„Folge mir, und ich folge dir“
Der wahre Spirit der Influencer-Welt? Gegenseitiges Folgen. „Follow for Follow“ ist quasi das neue „Ich helfe dir, wenn du mir hilfst“. Wahre Freundschaft besteht heutzutage darin, die Posts des anderen zu liken und gegenseitig in den Stories erwähnt zu werden. Wer es schafft, genug Leute zu motivieren, auf den „Follow“-Button zu drücken, kann sich als erfolgreichen „Leader“ feiern lassen – oder zumindest als jemanden, der einen richtig guten Algorithmus hinbekommen hat.
„Die Welt liegt dir zu Füßen – wenn du genug Follower hast“
Am Ende bleibt die einfache Erkenntnis: Influencer sind die neuen Götter der modernen Gesellschaft. Sie haben vielleicht keine Ahnung, was sie da tun, aber solange die Follower-Zahlen stimmen, spielt das keine Rolle. Und wer weiß, vielleicht wird es ja bald einen Uni-Abschluss in „Instagram-Studies“ geben, damit auch die nächste Generation vorbereitet ist, die Welt mit Hashtags und Produktplatzierungen zu erobern.
Bis dahin bleibt uns nur, fleißig zu liken, zu teilen und natürlich unseren 10 %-Rabattcode einzulösen – schließlich will man ja den neuesten Proteinshake nicht verpassen.
Foto: Stern