Ah, die glitzernde Welt der Privatsender, wo das Niveau manchmal tiefer liegt als die Bodenfreiheit eines Sportwagens auf einer Kopfsteinpflasterstraße. Diese Sender haben die Kunst perfektioniert, Sendungen zu produzieren, die so realitätsfern sind, dass man sich fragt, ob sie nicht doch auf einem entfernten Planeten gedreht wurden.
Das Rezept ist so einfach wie genial: Man nehme eine Prise Oberflächlichkeit, mische sie mit einem Kilo Drama und garniere das Ganze mit einem Haufen Menschen, die bereit sind, ihre Würde gegen fünf Minuten Ruhm einzutauschen. Voilà, fertig ist das TV-Dinner für die Seele, das ungefähr so nahrhaft ist wie ein Teller Plastikobst.
Die Protagonisten dieser Shows? Ein bunter Haufen von F-Z Promis, deren einzige Qualifikation zu sein scheint, dass sie bereit sind, vor laufender Kamera alles zu tun – oder zu lassen. Schauspielerisches Talent ist optional, Muskeln und künstlich aufgeblasene Körperteile hingegen ein Muss. Und Tattoos! So viele Tattoos, dass man meinen könnte, sie seien direkt aus einem Comicbuch entsprungen.
Aber warum gibt es diese Sendungen überhaupt? Weil wir, die Zuschauer, es so wollen. Wir saugen diese Formate auf wie ein Schwamm, getrieben von einer Schadenfreude, die so dunkel ist wie der Espresso am Montagmorgen. Diese Shows bedienen unser tiefstes Verlangen nach Ablenkung von unserem eigenen, oft viel zu monotonen Alltag. Sie geben uns das Gefühl, Teil einer surrealen Welt zu sein, in der das Verrückteste, das Peinlichste, das Skandalöseste zur Norm wird.
Und das Publikum? Sitzen wir nicht alle wie die Römer im Kolosseum, jubelnd und pfeifend, während vor uns die Gladiatoren der Neuzeit ihre Selbstachtung in der Arena der Peinlichkeiten opfern? Wir sind gleichzeitig Richter und Henker, entscheiden per Fernbedienung über das Schicksal der Protagonisten und vergessen dabei, dass hinter der aufgespritzten Fassade echte Menschen stecken.
Wenn das so weitergeht, können wir uns auf Formate freuen, die noch einen Schritt weitergehen. Wie wäre es mit "Big Brother: Mars Edition", wo die Kandidaten auf den roten Planeten geschickt werden, ohne Rückflugticket, nur um zu sehen, wer als Letzter den Verstand verliert? Oder "Survival of the Fittest", eine Show, in der Teilnehmer in der Wildnis ausgesetzt werden, nur mit einem Lendenschurz und einer Instagram-App bewaffnet?
In diesem Fernseh-Dschungel, in dem der Verstand auf der Strecke bleibt, sollten wir uns vielleicht fragen, was das über uns als Gesellschaft aussagt. Es ist an der Zeit, dass wir das Fernbedienungszepter schwingen und für Inhalte stimmen, die mehr Substanz haben als die nächste Schicht Make-up bei "Germany's Next Top Model". Denn wenn wir nicht aufpassen, wird die nächste Stufe der Evolution nicht der Homo sapiens 2.0 sein, sondern der Homo realitytvus, ein Wesen, das nur noch in Likes, Shares und dramatischen Pausen denken kann.