23 Oct
23Oct

Schauen wir doch mal, was wirklich hinter den erfolgreichen DIY-YouTubern steckt – denn es geht nicht nur um Holzarbeiten, sondern auch um das Ausschneiden des größten Stücks vom digitalen Werbekuchen.


Lets Bastel (Michael Truppe)

Vom Zeitarbeiter zum Immobilienmogul. Früher mal ein einfacher Zeitarbeiter, der vielleicht ein paar Bretter bei Freunden an die Wand schraubte, ist Michael Truppe mittlerweile zum Bauherrn seiner eigenen Karriere aufgestiegen. Heute präsentiert er seinen Fans den "großen Traum" vom eigenen Heim, während er nebenbei seine eigene Werkzeuglinie bewirbt. Wer braucht schon eine klassische Ausbildung, wenn man Abonnenten hat, die dir für jedes Video den Gegenwert eines Ikea-Regals ins Portemonnaie spülen? Die eigentliche Kunst besteht hier weniger in der Handarbeit als in der geschickten Selbstvermarktung. Truppe hat verstanden: Am Ende will keiner ein Regal bauen – sie wollen wissen, was der Typ auf YouTube heute wieder fabriziert. Und warum dabei immer ein neues Produkt „zufällig“ ins Bild rutscht.


Jonas Winkler

Der Designer unter den Heimwerkern. Jonas Winkler ist der DIY-King mit einem „Touch“ von High-End-Design. Man könnte fast meinen, er säge sich seine Möbel direkt für die nächste Kunstausstellung zusammen. Jonas macht klar: Wer einfache DIY-Anleitungen will, sollte lieber woanders suchen. Seine Projekte sind so präzise und ästhetisch, dass sie eigentlich eher in eine Galerie gehören. Aber was soll’s, solange er seine Follower mit fancy Techniken bei der Stange hält, die mehr nach Architekturstudium als nach Hobbybasteln klingen. Und während seine Zuschauer verzweifeln, weil ihr IKEA-Tisch nach der letzten Schraube immer noch wackelt, erklärt Jonas mit einem Lächeln, wie er ohne Nägel und Schrauben das perfekte Möbelstück zaubert. Ähm, ja klar, danke für den Tipp!


Guyver

Vom DIY-Held zum Teleshopping-Experten. Oh Guyver, was ist nur aus dir geworden? Einst der Held, der mit einem Kaugummi und einer Büroklammer ganze Häuser zum Stehen brachte, scheint er heute den Schraubenzieher gegen ein Temu-Shopping-Konto eingetauscht zu haben. Jetzt werden uns die neuesten Gadgets angepriesen, die – wenn man den Beschreibungen glaubt – jede Heimwerkerarbeit revolutionieren. Guyver hat verstanden: Heimwerken ist schön und gut, aber Teleshopping bringt das große Geld. Wer will schon Zeit und Mühe investieren, wenn man für 9,99 Euro eine Allzweck-Gadget-Box bestellen kann, die uns das Denken abnimmt? DIY war gestern, heute ist es DIY-ohne-den-schweiß!


Wickis Welt

DIY oder doch Shopping-Kanal? Willkommen in "Wickis Welt", wo man nicht ganz sicher ist, ob es um DIY oder um Shopping geht. Wicki zeigt uns alles – und irgendwie nichts. Ein bisschen Holzarbeit, ein bisschen Deko und eine Menge Werbung für Produkte, die man angeblich „unbedingt braucht“, um kreativ zu sein. Ist es Heimwerken oder doch der Versuch, uns die neuesten „Must-haves“ unterzujubeln? Aber am Ende ist das auch egal, denn Hauptsache, die Klicks und Abos rollen. Wicki weiß, was wirklich zählt: Es geht nicht um das, was er baut, sondern um das, was wir kaufen sollen, um es ihm nachzubauen.


Kleinholz

Kleine Projekte, große Gewinne. Bei Kleinholz könnte man meinen, es gehe wirklich um kleine, unscheinbare Bastelarbeiten. Aber der Name täuscht: Hier werden nicht nur DIY-Projekte gebaut, sondern auch klitzekleine Marketingstrategien fein säuberlich geplant. Aus „Kleinholz“ wird ganz schnell „Großholz“, wenn die Abonnentenzahlen und die Werbedeals steigen. Am Ende hat das Vogelhäuschen nur wenig mit der Realität des Kanals zu tun – es ist nur der Vorwand für den wahren Erfolg: der endlosen Flut von Produktplatzierungen und Tutorials, die mehr dem Verkaufsregal als der Werkbank entstammen.


Tottis Bastel Keller

Der Heilige Gral der Bastelabgründe. Totti zeigt uns, dass der Keller nicht nur der dunkle, unaufgeräumte Teil des Hauses ist, sondern die Quelle aller kreativen Meisterwerke. Hier in Tottis Bastelkeller wird gebastelt, geschraubt und – vor allem – verkauft. Ein Projekt jagt das nächste, und mit jedem neuen Video sehen wir nicht nur ein neues DIY-Projekt, sondern auch eine neue „großartige“ Werkzeugempfehlung. Klar, der Keller ist vielleicht ein bisschen düster, aber das wahre Licht scheint aus den blinkenden „Jetzt kaufen“-Buttons, die über jedes Video gelegt werden.


MHM

"Mach halt mit“ – aber nur, wenn du das richtige Werkzeug kaufst. Der Name sagt schon alles: „Mach halt mit“ – egal, ob du’s kannst oder nicht, solange du das richtige Werkzeug zur Hand hast. MHM ermutigt seine Follower, einfach loszulegen, aber auf eine subtile Weise wird suggeriert, dass man ohne die neueste Ausrüstung gar nicht erst anfangen sollte. Wer will schon mit einem alten Schraubenzieher basteln, wenn man doch das hypermoderne Werkzeug-Set für nur 199 Euro haben kann? MHM zeigt uns: Es geht nicht um die Liebe zum Handwerk, es geht darum, dass du mitmachst – und am besten noch gleich das richtige Equipment dazu bestellst.

Am Ende des Tages könnte man meinen, die DIY-YouTuber-Szene besteht nur aus einer Handvoll von Holzstaub bedeckten Einzelkämpfern, die sich in ihren Werkstätten verschanzen. Doch weit gefehlt! In Wahrheit gibt es da draußen eine schier unendliche Anzahl von Heimwerken auf YT, die alle auf ihre Art und Weise versuchen, uns zu zeigen, wie „einfach“ es doch ist, einen Esstisch aus Paletten oder eine Lampe aus Altmetall zu bauen. Eines haben sie aber alle gemeinsam: Sie sind untereinander bestens vernetzt – wie eine große, glückliche (und werbeorientierte) Familie.


Da wird fleißig gegenseitig aufeinander verwiesen, als ob es sich um eine Art DIY-Mafia handelt. Man muss sich nur mal die berüchtigten „Stickerwände“ in den Werkstätten der YouTuber anschauen, an denen die Logos und Sticker der befreundeten Kanäle wie Trophäen prangen. Die Beziehungspflege geht dann weiter mit den obligatorischen „Verlinkungen“ – natürlich „unten in der Beschreibung“, damit man ja den Kanal des Kollegen besucht und vielleicht dort noch ein paar nützliche „Deals“ abgreift. Klar, wer will schon nur alleine erfolgreich sein, wenn man sich gegenseitig Klicks zuschustern kann? 


Die DIY-Szene auf YouTube ist also nicht nur ein handwerkliches Netzwerk, sondern ein wahres Business-Imperium. Es ist doch Ehrensache, sich gegenseitig zu promoten und dabei das eigene Reich zu erweitern – immer mit einem Lächeln und einem „Ich verlink’ euch den Kanal unten“.


Foto: Youtube

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