Es war einmal ein junger Mann namens Niclas M., zarte 18 Jahre alt, der den heiligen Gral des modernen Kapitalismus gefunden hat: das Nichtstun. Ja, richtig gehört. Kein Aufstehen um 6 Uhr, kein Kaffeetrinken in Eile, kein Stress mit nervigen Kunden oder Chefs. Niclas M. hat es geschafft, dort anzukommen, wo die meisten Menschen nur von träumen: dem Olymp des passiven Einkommens, indem er Menschen anzeigt – oder besser gesagt, indem er sie anschwärzt.
„Ich selbst mache keinen Finger krumm,“ verkündet er stolz, während er auf seinem Designer-Sofa liegt, natürlich handgenäht aus den Tränen derer, die sich mit ehrlicher Arbeit abrackern. Firmen bewerben sich bei ihm, er redet den Müll, den sie hören wollen, und tadaa – das Konto füllt sich. Ich höre es förmlich: das süße Geräusch des Cashflows, der ohne jegliche körperliche oder geistige Anstrengung sprudelt.
Wie konnte es nur so weit kommen? Vielleicht, weil unsere Gesellschaft endlich den nächsten Evolutionsschritt gemacht hat: Wir feiern nicht mehr die, die hart arbeiten. Nein, wir verbeugen uns vor denen, die die Regeln des Spiels durchschauen und elegant umgehen. Arbeit? Wie uncool! Anzeigen erstatten und dafür gefeiert werden? Jackpot! Während der Maurer in der Mittagssonne schwitzt und der Altenpfleger mit dem Rücken zur Wand arbeitet, wird Niclas M. in Talkshows eingeladen, als wäre er der Messias der Faulheit.
Und warum wollen die Leute Fotos mit ihm? Warum geben Diskotheken ihm sechsstelliges Honorar, nur um ein Interview mit ihm zu führen? Ganz einfach: Wir leben in einer Zeit, in der echte Leistung total überschätzt wird. Niemand will mehr etwas über Menschen hören, die ihre Hände schmutzig machen, um etwas aufzubauen. Das ist so 20. Jahrhundert. Nein, was heute zählt, ist das Bild der mühelosen Überlegenheit. Niclas ist der leuchtende Stern am Himmel des Erfolgs, der keine Schaufel, keinen Hammer, ja nicht einmal eine Tastatur in die Hand nehmen musste, um reich zu werden.
Stell dir vor, du bist Handwerker, Zimmermann oder gar Krankenschwester. Du hast Rückenprobleme, schuftest jeden Tag hart, und am Ende des Monats reicht es gerade mal für die Miete. Und dann gibt es Niclas, der im Designer-Hoodie in einem Podcast sitzt, die Füße hochlegt und von seinen Millionen spricht, während du dir den Nacken massierst.
Man kann sagen, Niclas M. hat eine Marktlücke gefunden, die unserer Zeit angemessen ist: Er verkörpert den modernen Helden – ein Held, der nichts tut und dafür gefeiert wird. Vielleicht sollten wir alle von ihm lernen. Warum früh aufstehen und schuften, wenn man auch einfach warten kann, dass das Geld wie von Zauberhand auf das Konto wandert?
Aber Moment mal, was ist eigentlich mit den Menschen, die tatsächlich etwas leisten? Die Lehrer, die Kinder bilden? Die Bauarbeiter, die unsere Städte errichten? Die Kassierer, die uns im Supermarkt bedienen? Tja, die sind eben nicht glamourös genug. Wer will schon ein Selfie mit jemandem, der wirklich arbeitet? Wer zahlt sechsstellig für ein Interview mit jemandem, der sich tatsächlich anstrengen muss? Das wäre ja wie... na ja, ehrliche Arbeit wertzuschätzen – und das ist in unserer Gesellschaft nun wirklich passé.
So bleibt uns nur, den Hut vor Niclas M. zu ziehen, der als Anzeigenhauptmeister den Weg des geringsten Widerstands gefunden hat und damit zu einem Symbol unserer Zeit geworden ist: Warum schwer arbeiten, wenn man auch mit Worten und ein bisschen Dreistigkeit reich werden kann? Manchmal, so scheint es, ist die Welt doch ein gerechter Ort – zumindest für die, die wissen, wie man sie austrickst.
Also, liebe Maurer, Krankenschwestern, Kassierer und alle anderen, die den Kapitalismus noch mit ehrlicher Arbeit am Leben halten: Macht euch keine Sorgen. Irgendwann wird vielleicht auch euer Tag kommen. Aber bis dahin schaut zu, wie Niclas M. von Talkshow zu Talkshow zieht, und stellt euch die Frage: Wer ist hier eigentlich der Dumme? Niclas M. oder die, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist.
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