Man könnte wirklich langsam meinen, RTL sei die heimliche Außenstelle der Agentur für Arbeit – nur eben mit einem anderen Schwerpunkt: nicht auf der Vermittlung von Jobs, sondern auf der Vermittlung von Daseinsberechtigung im Trash-TV. Willkommen bei der RTL-Jobbörse, wo ehemalige "Stars" mit sinkendem Kontostand einen neuen Lebenssinn finden und Z-Promis ihren Weg zurück in die Sichtbarkeit erklimmen, einen Reality-Auftritt nach dem anderen. Wer braucht schon einen Bürojob, wenn man auch im Bikini bei 40 Grad auf Mallorca herumlaufen und dabei live Tränen über die falsche Pizza vergießen kann?
Klar, für diese illustren Persönlichkeiten ist der Begriff „geregelte Arbeit“ so weit weg wie die Einschaltquoten bei Arte. Wirtschaftliches Denken? Vertragsverhandlungen in einem Wirtschaftsunternehmen? Das ist für diese Zunft des Berufslebens ungefähr so verständlich wie eine mathematische Gleichung für einen Gartenzwerg. Doch RTL – oder wie wir es hier liebevoll nennen: "Reality Total Lustlos" – ist die Rettung in der Not! Keine Sorge, hier gibt’s Jobs, bei denen man nicht nur kein besonderes Talent braucht, sondern wo das Fehlen desselben sogar das Erfolgsrezept ist.
Es ist fast schon wie im Märchen: Statt den Arbeitsmarkt nach realen Jobs abzugrasen, wo Menschen tatsächlich eine Gegenleistung für ihr Gehalt bringen müssen (Grüße gehen raus an alle Schichtarbeiter, Pflegekräfte und alle, die jeden Tag wirklich was leisten), hüpfen die Z-Promis in die warme Umarmung von RTL und Co. Hier gibt es keine Nachtschichten, keine Doppeldienste und keine Überstunden – dafür gibt es aber Dramen, Zankereien und möglichst viele peinliche Momente. Die Produktionsfirma nimmt die Kameras in die Hand, und voilà, schon ist man Teil eines Reality-Formats. Wer braucht da noch Tarifverträge oder Gehaltserhöhungen?
Nehmen wir doch mal Dani Büchner: Während ein Pflegekraft-Mitarbeiter in der Nachtschicht noch den dritten Kaffee nachkippt, um durchzuhalten, kämpft Dani tapfer damit, die nächste Folge ihres "spannenden" Alltags zu überstehen – finanziell bestens abgesichert, versteht sich. Eine gute Gage, wenig Aufwand, und das alles, während andere Leute für einen Bruchteil dieser Bezahlung in Wirtschaftsunternehmen buckeln müssen. Ist doch nur fair, oder? Vielleicht sollte das Arbeitsamt gleich „Teilnahme am Dschungelcamp“ als offizielle Umschulung anbieten. Wer weiß, was da noch alles drin steckt: eine Karriere im Trash-TV für alle, denen das wahre Berufsleben zu anstrengend erscheint.
Wirklich herzliche Grüße auch an die Leute, die bei RTL für das Programm verantwortlich sind. Diese wackeren Helden des Fernsehens beweisen uns täglich: Es gibt tatsächlich Berufe, bei denen der Anspruch unter der Erde liegt, und trotzdem fließt die Kohle. Sie sind quasi die Superhelden der Unterhaltung für Menschen, die beim Zappen zufällig hängenbleiben und für einen Moment die eigene Lebenssituation relativieren. Warum Stress haben, wenn Dani Büchner das falsche Haarprodukt benutzt? Ach, RTL – Deutschlands Antwort auf das Sozialamt der Fernsehlandschaft. Was wären wir nur ohne euch?
Aber hey, die Kasse stimmt! Solange die Zuschauer ihre 5 Minuten Eskapismus brauchen und sich dabei ein bisschen über die finanziellen Abenteuer von Z-Promis amüsieren können, läuft alles wie geschmiert. Ein Hoch auf die „geregelte Arbeit“, nur eben im Real Trash Live-Stil!