Wenn es um Reality-Shows geht, dann hat RTL Plus mit "Are You The One?" das perfekte Rezept gefunden, um die Synapsen auf Schongang zu schalten: 20 Singles in einer Villa, auf der Suche nach ihrem "Perfect Match" – wie romantisch! Oder auch nicht. Man fragt sich: Was bringt jemanden dazu, sich einem Dating-Algorithmus anzuvertrauen, der mit mathematischer Präzision den „perfekten Partner“ ausrechnen soll? Ach ja, das Geld. Wer sein Match findet, kann am Ende mit den anderen Gewinnern bis zu 200.000 Euro einstreichen – aber natürlich nur, wenn alle Paare richtig liegen. Ein Liebeslotto der etwas anderen Art.
Die Kandidaten? Ein bunter Haufen aus Influencern, Barkeepern, Krankenschwestern und Fitness-Coaches, die bereit sind, vor der Kamera die große Liebe zu finden – oder zumindest so zu tun. Flirten, fummeln, Drama: Das Konzept der Show setzt darauf, dass die Teilnehmer sich möglichst schnell in die Wolle kriegen oder – in den glücklicheren Momenten – miteinander rummachen. Doch die wahre Herausforderung besteht darin, sich zu merken, wer mit wem schon mal in der „Matching Box“ war. Hier wird die Mathematik wirklich zum Hochleistungssport.
Der Zuschauer? Wahrscheinlich sitzt er mit einem tiefen Seufzer vor dem Bildschirm, erfreut über das emotionale Chaos, das die Kandidaten mit messerscharfer Intelligenz anrichten. Und mal ehrlich, wer guckt "Are You The One?", um irgendetwas von Substanz zu lernen? Man schaut es wie einen Autounfall – schockiert, aber irgendwie fasziniert. Was RTL Plus da auf die Beine stellt, ist ein Hochamt des Trash-TV: Der IQ sinkt proportional zur Anzahl der Minuten, die man durchhält.
Die Teilnahmebedingungen? Einfach mal Single sein reicht aus, und eine gewisse „Aufgeschlossenheit“ sollte man mitbringen – besonders, wenn es darum geht, sich in peinlichen Spielen körperlich nahe zu kommen oder epische Dramen um Exklusivität zu inszenieren. Und natürlich gibt es da auch die Freude am Selbstdarstellen. Schließlich geht es für viele um die Karriere als Instagram-Sternchen – wer es also nicht schafft, sein „Perfect Match“ zu finden, kann wenigstens auf eine lukrative Karriere als C-Promi hoffen.
Wirklich beunruhigend ist jedoch, dass es Menschen gibt, die sich das ernsthaft anschauen – regelmäßig! Dabei muss man fast dankbar sein, dass RTL Plus die Show hinter eine Paywall verbannt hat. Man kann nur hoffen, dass diese Schranke die Seelen der Nation vor einem allzu leichten Zugang zu solchem „Content“ schützt. Wer weiß, vielleicht machen wir in 20 Jahren Psychotests, die auf dem „Are You The One?“-Algorithmus basieren: "Passt dieser Mensch zu dir, oder möchtest du einfach nur den Fernseher ausschalten?"
Und dann wäre da noch die Moderatorin von „Are You The One?“: Sophia Thomalla – ihres Zeichens eine Expertin für... nun ja, sagen wir mal "Selbstdarstellung". Sie bringt eine beeindruckende Liste von Referenzen mit: Tochter von Schauspielerin Simone Thomalla, Ex-Freundin von diversen Rockstars und Fußballspielern, und mit Tattoos gesegnet, die ihre wechselnden Lebensphasen dokumentieren – wenn auch eher auf der Haut als im Lebenslauf.
Es ist fast schon poetisch, dass ausgerechnet Sophia Thomalla, die mit TV-Inhalten aufgewachsen ist, die aus der Feder der RTL-Creative-Unit stammen, nun bei einer Sendung wie „Are You The One?“ das Zepter schwingt. Klar, wenn jemand weiß, wie man sich mit möglichst wenig Inhalt ins Rampenlicht katapultiert, dann wohl sie. Da fragt man sich: Ist das Talent oder einfach genetische Vorbestimmung? Immerhin hat sie schon durch ihre Beziehungen mit Männern wie Rammstein-Sänger Till Lindemann oder dem Fußballer Loris Karius bewiesen, dass sie das „Perfect Match“ mehrmals sucht – und offenbar auch gerne tätowiert.
Es ist auch nicht weiter verwunderlich, dass sie mit ihrer toughen Attitüde und tätowierten Selbstvermarktung bestens in das „Trash TV“-Universum passt. Schließlich hat sie schon als Model und Schauspielerin bewiesen, dass sie sich in allen erdenklichen Kontexten behaupten kann – also zumindest in denen, die sich um wenig Substanz, aber viel Drama drehen. Mit ihrer Performance bei „Are You The One?“ wird sie endgültig zur Patronin des sinnlosen Datingshows-Universums: Ein Gesicht, das sowohl die hohle Leere als auch die knackige Oberfläche dieser Sendung perfekt verkörpert.
Es wäre fast, als würde man Til Schweiger als Sprachrohr für die deutsche Dichtkunst einsetzen. Aber gut, Thomalla hat eines bewiesen: Man braucht keinen tieferen Sinn, um erfolgreich zu sein. Manchmal reicht es einfach, gut auszusehen und im richtigen Moment mit den richtigen Leuten gesehen zu werden. Genau wie die Show, die sie moderiert.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: „Are You The One?“ ist wie ein schlecht gemachter Cocktail – er geht schnell ins Blut, schmeckt billig und hinterlässt einen Kater der Peinlichkeit. Aber wir können nicht aufhören, daran zu nippen.
Foto: RTL