– warum gibt es sowas nicht in der Politik?
Ich bin verwirrt. Und das nicht etwa, weil ich beim Bezahlen an der Supermarktkasse mal wieder auf die Frage „Möchten Sie Punkte sammeln?“ geantwortet habe mit „Nein, ich hab genug auf der Fahrerlaubnis“. Nein, diesmal ist es ernster. Ich bin Opfer eines perfiden Spiels geworden. Ein Spiel, das sich „öffentlich-rechtliche Fernsehlogik“ nennt. Oder kurz: „Verarsche mit Gebühren“.Es begann alles harmlos. Ich wollte nur ein wenig seichte Abendunterhaltung, was Nettes für die Couch, die Füße hoch, den Kopf aus. Bettys Diagnose – klingt vertrauenswürdig, nach Weißkittel und Kamillentee, dachte ich. Und da war sie: Betty. Frisch, kompetent, einfühlsam – die Florence Nightingale mit deutschem TÜV-Stempel. Aber kaum hatte ich mich an ihre Stirnrunzelfalten gewöhnt, war sie weg. Einfach weg. Verschwunden, wie Intelligenz in einer Realityshow.Und dann – zack! – stand da plötzlich eine andere Frau. Auch sie hieß Betty. Zumindest wurde es behauptet. Gleiche Station, gleiche Uniform, nur anderes Gesicht, andere Stimme, andere Nase, anderer Charme – eigentlich alles anders, außer dem Namen. Und ich, der Zuschauer, soll das so hinnehmen. Als wär’s ganz normal, dass Menschen wie Sim-Karten ausgetauscht werden.
Hallo? Ich bin doch nicht in einer venezianischen Maskenkomödie gelandet!Doch das ist noch lange nicht alles. Kaum hatte ich mich an Betty II. gewöhnt – die immerhin zwei Staffeln lang ihren Dienst versah, bevor sie wahrscheinlich an „plötzlichem Quotenschwund“ verstarb – lief plötzlich in einer Nachmittagsschleife wieder Betty I. über den Bildschirm. Ohne Vorwarnung! Ohne Erklärung! Einfach so – wie eine Ex-Freundin, die nach drei Jahren Funkstille plötzlich anruft und fragt, ob man den Toaster noch hat.Da sitzt man also da, verwirrt wie ein Dackel im Yoga-Kurs, und fragt sich: „Moment, war die nicht...?“
Ja! War sie! Aber jetzt ist sie wieder da! Weil das ZDF beschlossen hat, die Zuschauer wie einen alten Käse zu behandeln: am besten mehrfach umdrehen und gelegentlich durch den Wolf.Aber das Prinzip ist nicht neu. Nein, es ist ein epidemisches Phänomen!„Lena Lorenz“ zum Beispiel. Da wurde die Hauptfigur gleich mehrfach umbesetzt. Mal war Lena blond, mal brünett, mal eine Ex-Städterin mit Neuanfang, mal eine naturverbundene Alleskönnerin. Und niemanden schien es zu kümmern! Nicht einmal die Kuh im Hintergrund hat irritiert gemuht.Oder „Der Bergdoktor“ – ach nee, da blieb wenigstens der Hauptdarsteller. Aber die Patienten wechselten schneller als ihre Unterhosen.
Beim „Watzmann ermittelt“ wusste ich gar nicht mehr, ob ich einen Krimi schaue oder eine Castingshow: Deutschland sucht eine neue Tochter! Gestern im Rennen: Die ehemalige Lebenspartnerin vom Bergdoktor und heute ist es eine ehemalige Ermittlerin der Rosenheim Cops. Aber der Sender schweigt. Das Ganze erinnert mich an meine alte Eisenbahnplatte.
Da konnte man die Lokführerfiguren beliebig austauschen – solange sie auf der Schiene blieben, merkte es keiner. Aber selbst meine Modelleisenbahn hatte mehr Dramaturgie.Dabei wäre es doch so einfach: eine kleine Szene, ein Hinweis, eine ironische Bemerkung im Drehbuch!
Zum Beispiel:
„Sagen Sie mal, Betty, Sie sehen heute aber... anders aus.“
– „Ja, ich hatte eine spontane Komplettverwandlung. Ist ’ne neue Therapieform.“Oder bei Lena:
„Ich hab mich entschlossen, in ein anderes Leben zu schlüpfen.“
– „Du meinst metaphorisch?“
– „Nein, konkret. Schauspielerwechsel.“Aber nein – das wäre ja zu transparent. Stattdessen vertraut man auf das Prinzip „Der Zuschauer ist wie ein Goldfisch: drei Sekunden Gedächtnis, aber 12,50 Euro Rundfunkbeitrag im Monat.“Und genau das ist es, was mich so fasziniert wie frustriert: Der Fernsehzuschauer wird nicht mehr ernst genommen, sondern als labiler Konsument betrachtet, der selbst bei einem Tausch von Papst Franziskus mit Otto Waalkes nur leicht mit den Schultern zuckt und sagt: „Ach, is’ halt Fernsehen.“Tja, und irgendwann wird dann Tatort mit Barbie und Ken neu besetzt.
Oder man erklärt uns, dass „In aller Freundschaft“ künftig mit Lego-Figuren gespielt wird. Weil die wenigstens keine Gagenverhandlungen führen.
Fazit:
Das deutsche Fernsehen macht, was es will – wie ein schlecht erzogenes Kind in der Süßwarenabteilung. Und wir schauen zu.
Oder wie mein Onkel Gustav immer sagte: „Früher hat man beim Fernsehen eingeschlafen. Heute wacht man mittendrin auf – und erkennt nix mehr.“Amen. Und Schicht im Schacht.
Natürlich gibt es eine Ausnahme – eine Kategorie, in der ein plötzlicher Personalwechsel ohne jede Erklärung nicht nur akzeptabel, sondern sogar wünschenswert wäre: die Politik. Ja, genau dort könnte man ruhig mal ohne großes Tamtam austauschen, umbauen, durchtauschen. Stellen Sie sich das mal bildlich vor:Montag früh um sieben. Das Kanzleramt öffnet seine Tore, doch anstelle von Olaf Scholz betritt plötzlich… Karl Lauterbach die Bühne.
„Ich bin jetzt Bundeskanzler. Einfach so. Ist ja auch egal. Hauptsache, ich bin noch in der Ampel.“
Niemand wundert sich. Keiner fragt nach. Es kommt nicht mal ein Untertitel. Stattdessen ein Sprecher aus dem Off:
„Die Rolle des Bundeskanzlers wird ab sofort von einem anderen Darsteller übernommen. Inhaltlich bleibt alles gleich verwirrend.“Oder nehmen wir die Weltpolitik:
Eben noch stand Donald Trump mit föngebackenem Haar auf der Bühne und verkündete irgendetwas von „I’m the chosen one“ –
und zack! – in der nächsten Szene steht dort Wladimir Putin im Bärenfell und fragt:
„War hier nicht gerade ein anderer Irrer?“
Daraufhin ein Nachrichtensprecher mit stoischer Miene:
„Bitte beachten Sie: Aufgrund kreativer Differenzen wurde der Darsteller des Weltmacht-Psychopathen kurzfristig ausgetauscht. Danke für Ihr Verständnis.“Und das Publikum? Es zuckt nicht mal mehr mit den Schultern.
Denn seien wir ehrlich: Wenn in der Politik heute jemand sagt „Ich trete zurück“, bedeutet das oft nur: „Ich trete auf einer anderen Bühne wieder auf – mit Perücke und neuer Partei.“
So wird aus der ehemaligen Gesundheitsministerin plötzlich die neue Verteidigungsministerin, aus einem abgehalfterten Ministerpräsidenten der neue EU-Kommissar –
und aus Hubert Aiwanger… nun ja, leider immer noch Hubert Aiwanger.Ja, in der Politik wären Serientausch-Spielchen wirklich kein Problem.
Denn da ist das Skript ohnehin schon so absurd, dass selbst Netflix es ablehnen würde mit den Worten:
„Tut uns leid, aber das glaubt uns keiner.“
Euer Pep Ironie
(der sich fragt, warum Schauspieler ständig ausgetauscht werden – und Politiker nie)