23 Oct
23Oct

Die Welt der YouTube-Autotester ist eine eigenartige Mischung aus Leidenschaft, Unterhaltung und dem unvermeidlichen Wettstreit um Abonnenten, denn schließlich wollen alle am Ende des Tages von ihren Klicks leben. 


163 Grad (Oliver Krüger)

Der Name klingt wie eine verunglückte Temperaturvorgabe für einen Kuchen, aber tatsächlich geht es um Elektroautos und „saubere Energie“. 163 Grad präsentiert sich als der cool-intellektuelle Öko-Kanal, bei dem man schon beim Zusehen CO2 einspart. Oliver Krüger scheint es regelrecht zu genießen, zwischen Ladezeiten und Reichweitenvergleichen die Zuschauer sanft zu belehren. Ein kleiner Funfact: Auf Events wird er gerne gesehen, aber Michael Schmitt von B.E.N. soll ihn mal öffentlich gegrüßt haben, als wäre er der Stromzähler-Checker seines Mieters. Die Spielautomaten in seiner professionellen Studio-Garage sollen vermitteln, dass noch das Kind, das gern mit Autos spielt,  in ihm steckt.


Michael Schmitt alias "B.E.N."

 ist nicht einfach nur ein weiterer YouTube-Autotester, der sich durchs Leben „like-t“, während er die Ladezeiten eines E-Autos im Auge behält. Nein, er hat den Elektroauto-Gamechanger gemacht: Er betreibt tatsächlich eine Firma!

 Stellt euch vor, während andere Youtuber wie hungrige Kinder um die Reste von Klicks und Produktplatzierungen balgen, sitzt Schmitt am gedeckten Tisch seines eigenen Elektro-Imperiums und verkauft nicht nur Autos, sondern auch "THG-Quoten" und "Akkutests". Man könnte fast sagen, der Mann hat das YT-„Business“ wörtlich genommen und in „Geschäft“ umgewandelt. Während seine Mitstreiter sich über die besten Platzierungen auf Events streiten, streicht Schmitt in der Zwischenzeit still und leise den Profit ein.

Es ist fast schon witzig: Während die "anderen" Youtuber "ums Überleben klicken", bewegt sich Schmitt mit der Ruhe eines erfahrenen Schachspielers durchs Elektro-Universum. Man könnte ihn sich bildlich vorstellen, wie er bei einem gemütlichen Cappuccino sitzt und auf seine Konkurrenz herabblickt, die sich über den besten Kamerawinkel für die neue Tesla-Modellpräsentation streiten. Währenddessen plant er bereits das nächste große Event, inklusive Merch-Stand und exklusiven Akku-Checks. Denn warum nur Klicks sammeln, wenn man auch "richtige Geschäfte machen" kann?

So funktioniert Geschäft in der Welt der Elektroautos: Clever, strategisch und mit einem leichten Augenzwinkern des "Erhabenen".


The Car Crash Review (Die Emma Peel und der John Steed der "Testerszene")

Dieser Kanal ist wie ein Avocado-Smoothie – nicht jedermanns Geschmack, aber er gibt einem das Gefühl, cool und gesund zu sein. Hier gibt es nicht einfach Autotests, sondern „Reviews mit Stil“. Wenn Emma Peel über den neuen BMW spricht, könnte man meinen, sie beschreibt eine heiße Modenschau aus den 60ern. Die ironischen Dialoge mit John Steed bieten die perfekte Würze – oder sind sie doch eher trocken wie ein alter Bond-Film? Hier wird Autofahren zur Kunstform erhoben, wo man das Gefühl hat, James Bond höchstpersönlich winkt einem aus dem Rückspiegel. Allerdings wird da auch schon mal die Außenpräsentation eines Autos im Titel des Videos als "Test" verkauft... warum nur? Will da jemand "klicks" generieren?

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Autonotizen (Bernd Conrad)

Hier wird „ehrlich und authentisch“ großgeschrieben, und Bernd Conrad wirkt, als wäre er dein netter Nachbar, der dir Tipps zum Gebrauchtwagenkauf gibt, der Jan Hofer der Testerszene eben. Er sagt immer: „Ohne Markenbrille“. Aber mal ehrlich, wenn er sich eine Markenbrille aufsetzt, erkennt man vermutlich die scharfen Konturen der neuesten Audi-Modelle noch etwas besser. Sympathisch, bodenständig – aber ein kleines bisschen mehr Action und Spannung würde dem Kanal gut tun. Vielleicht mal ein Live-Test beim Baumarktparkplatz?


Auto Motor Sport (Alexander Bloch)

Bloch ist der Professor unter den Autotestern. Er fährt nicht einfach Autos, er „analysiert“ sie. Wissenschaftlich. Immer mit Messgeräten und Diagrammen bewaffnet, lässt er den Zuschauer mit Zahlen und Daten zurück, die man irgendwie auch vergessen könnte. Bloch könnte vermutlich auch den Käse im Supermarkt nach Rollwiderstand und Luftwiderstand testen. Da wird dann selbst die Probefahrt zur Excel-Tabellen-Party.


Move Electric

Dieser Kanal klingt nach einem Fitnessprogramm für Autos. Tatsächlich geht es aber um E-Autos und Teststrecken – und diese liegt, wie jeder regelmäßige Zuschauer weiß, irgendwo in Bremen. Da fragt man sich manchmal: Testet er hier das Auto oder die Autobahn? Das Besondere: Seine Frau muss immer das Handy halten. Vielleicht sollte man ihr eine Gehaltserhöhung geben – sie ist schließlich das Rückgrat des Kanals! Und der Hinweis, dass alles auf der „gleichen Teststrecke“ gefilmt wird, gibt dem Ganzen etwas von „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Hier wird Konsistenz gefeiert, auf fast schon pedantische Weise.


Autohub

Wenn du auf der Suche nach bunten Bildern und lauten Motorengeräuschen bist, dann ist Autohub dein Kanal. Hier wird vor allem eines getestet: Wie viel Action in ein Autotest-Video passt, bevor der Zuschauer das Bedürfnis verspürt, sich anschnallen zu müssen. Autohub bietet die klassische YouTube-Action: laut, schnell, knallig. So, wie die Abonnenten es lieben. Oder hab ich da jetzt was mit einem anderen Kanal verwechselt?

Electrobays

Electrobays ist der „Ehrenmann“ unter den Autotestern, der alles „für seine Abonnenten“ macht und dabei keinen kommerziellen Gedanken im Kopf hat. Natürlich reißt er sich wortwörtlich den „A...“ auf, um die besten Testberichte zu liefern. Klingt wie ein echter Samariter des E-Auto-Universums. Nur schade, dass Samariter normalerweise kein YouTube-Einkommen brauchen.


Ironisch betrachtet könnte man ja fast meinen, dass diese YouTube-Autotests so etwas wie eine moderne Form der „autogeführten Meditation“ sind: Beruhigende Stimmen erklären uns, warum das neue Elektroauto "wirklich" toll ist, warum die Sitze "besonders bequem" und das Ambientelight beeindruckend durchdacht" ist. 

Aber mal ehrlich – wann hat man das letzte Mal gehört, dass ein Auto von einem dieser Tester richtig zerrissen wurde? „Oh nein, die Reichweite dieses Autos ist ja katastrophal!“ – das hört man irgendwie nie. Stattdessen wird lieber über Details gesprochen, die dem Zuschauer vermutlich ziemlich egal sind: „Diese Zierleiste gefällt mir besonders gut.“ Ja klar, weil Zierleisten auch genau der Grund sind, warum wir ein Auto kaufen...


Und warum sind die Tests eigentlich immer so positiv? Naja, wer will schon derjenige sein, der nach einem Kritik-Video nicht mehr zu den besonderen Locations eingeladen wird? Die Tester sitzen in teuren Autos an exotischen Orten, umgeben von perfekten Sonnenuntergängen und der nächsten High-End-Ladestation. Würde man da wirklich laut sagen: „Hey, dieser E-Flitzer ist eigentlich ziemlich lahm!“? Wohl kaum. Denn dann gibt's beim nächsten Test keine kostenlose Übernachtung im Fünf-Sterne-Hotel in den Alpen, und das will natürlich keiner riskieren.


Es ist fast so, als würden die YouTuber durch ein Paralleluniversum fahren, in dem "jedes" Auto fantastisch ist, "jede" Innovation gefeiert wird und "jeder" Hersteller nur die besten Absichten hat. Und wenn doch mal Kritik geäußert wird, klingt sie ungefähr so: „Nun, dieser Kofferraum könnte für manche Leute etwas klein wirken… aber ICH finde ihn gerade richtig!“ Natürlich – DEINE Meinung ist schließlich das, was wir als Zuschauer am dringendsten brauchen. Nicht etwa einen realistischen Test, der uns tatsächlich weiterhelfen würde.


Am Ende sieht das Ganze aus wie eine große „Feel-good-Show“: Die Autos glänzen, die Tester sind bestens gelaunt, und wir als Zuschauer fühlen uns wie Gäste einer schicken Werbeveranstaltung. Ein bisschen so, als ob man ins Autohaus geht und der Verkäufer mit warmem Lächeln erklärt, dass dieses Modell genau das Richtige für dich ist – nur, dass die YouTuber nicht mal so tun, als wären sie "unabhängig".
Aber hey, Hauptsache, die Zierleisten gefallen!


Foto: Youtube

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