09 Jun
09Jun

Es war einmal eine Politikerin, die so viel Charisma und Eigenliebe besaß, dass sie entschied, eine eigene Partei zu gründen. Ihr Name? Sahra Wagenknecht. Der Name ihrer neuen Partei? BSW. Nein, das steht nicht für „Besonders Seltsame Weltanschauung“ – obwohl das treffend wäre – sondern für „Bündnis Sahra Wagenknecht“. 

Richtig, in der politischen Arena, wo Teamgeist und kollektive Ideale zählen sollten, beschloss Frau Wagenknecht, dass ihr Name unbedingt im Parteinamen enthalten sein muss. Es scheint, als ob sie nicht nur eine Politikerin, sondern auch eine wandelnde Litfaßsäule ihrer selbst ist. Stellen wir uns das mal bildlich vor: Es ist, als ob eine Bäckerei nicht „Zum Knusprigen Brot“ hieße, sondern „Bäckerei Hans Müller“ – und Hans Müller besteht darauf, dass sein Gesicht auf jedem Brotlaib prangt. Denn wer würde nicht gerne in einen knusprigen, goldbraunen Sahra-Wagenknecht-Wecken beißen?

 Genau das ist die Botschaft der BSW: Hier geht es weniger um Inhalte als um das glorreiche Antlitz der Gründerin. Doch was treibt Sahra Wagenknecht an? Ist sie die Jeanne d'Arc der Linken, die im Alleingang die Welt retten will, oder doch eher der Guru einer politischen Sekte, deren Anhänger blindlings jedes Wort verschlingen? Die Parallelen sind verblüffend: Wie ein Guru predigt Wagenknecht Frieden, Harmonie und das ultimative Ziel – nämlich dass sie selbst im Rampenlicht steht. Und ihre Anhänger, die wie Pilger zu ihren Auftritten strömen, scheinen ihr zu folgen, als hätte sie die Lösung für alle Probleme dieser Welt – oder zumindest die besten Rezepte für vegane Kichererbsensuppe.

Doch in einem Punkt übertrifft sie selbst den erfahrensten Sektenführer: Ihre Nähe zu Wladimir Putin. Während andere politische Akteure in ihrer Kritik an Russland vorsichtig sind, fordert Wagenknecht regelmäßig, man solle doch endlich die Waffenlieferungen an die Ukraine einstellen und sich lieber gemütlich mit Putin an einen Tisch setzen. Der Witz dabei? Sie, die einst behauptete, Putin würde niemals die Ukraine angreifen, musste später kleinlaut zugeben, dass sie falsch lag. Es ist, als ob ein Wetterfrosch steif und fest behauptet, es würde nie wieder regnen – und am nächsten Tag steht das Studio unter Wasser.

Und wer könnte die Anekdote ihrer Fehleinschätzung besser verkörpern als ihr Ehemann, der Johannes Heesters der Politik, Oskar Lafontaine. Er, der politische Methusalem, ist für die deutsche Politikszene das, was Methusalem für die biblische Geschichte ist: eine schier endlose Präsenz. Wenn Lafontaine redet, ist es, als würde man einen alten Plattenspieler abspielen – man weiß, was kommt, und irgendwie ist es doch charmant in seiner altmodischen Behäbigkeit. Dass Wagenknecht mit diesem Dinosaurier der deutschen Politikszene verheiratet ist, passt ins Bild: Zwei Egomanen, die sich gegenseitig in ihrer Selbstverliebtheit bestärken.

Zusammen ergeben sie ein politisches Dream-Team der besonderen Art: Eine Mischung aus einer Selfie-Süchtigen und einem Relikt vergangener Zeiten. Man könnte fast meinen, sie haben einander gefunden, um die perfekte Symbiose aus narzisstischer Selbstdarstellung und politischem Altersstarrsinn zu kreieren. Was bleibt uns da noch zu sagen? Vielleicht nur: Möge die BSW in Frieden ruhen – und uns den Gefallen tun, nicht allzu bald wieder aufzuerstehen.


Foto: TAZ.de

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